Reflexion über Oberfläche | Die Bilder von Mark Harrington irritieren den Betrachter in seiner Sehgewohnheit und erschließen sich deshalb nicht auf den ersten Blick. Sie bestehen nicht nur aus einem Bildträger, in seinen neuesten Arbeiten fügt er gleich bis zu 4 davon zusammen, in unterschiedlichen Formaten und mit jeweils unterschiedlicher Leserichtung. Das verwendete Mal-Material ist Acryl auf Leinen, das auf eine gitterartige Unterkonstruktion aus Holz gespannt wird. Andere Arbeiten bestehen wiederum aus Acryl auf Karton. Demzufolge sprechen wir hier nicht nur von Bildern im herkömmlichen Sinn, sondern von Bildobjekten. Dies alles ist aber nur der äußere Anschein, der eine weitere Ebene verbirgt. Harrington malt nicht nur, er arbeitet sich im wahrsten Sinne körperlich an seinen Bilder ab. Die erkennbare Oberfläche besteht aus mehreren Schichten dick aufgetragener Farbe, die im feuchten Zustand mit speziell hergestellten Werkzeugen durchzogen werden. Pinsel werden von ihm nicht verwendet. Das Ergebnis ist der eingefrorene Prozessfortschritt in seinem Endzustand sowie Farboberflächen mit Linien, die bedürfen, ein zweites und drittes Mal angesehen zu werden, um ihre Schönheit vollständig zu begreifen.
Mark Harrington wurde 1952 in Bakersfield, Kalifornien geboren. Kunsthistorisch zu verorten ist er in der Abstraktion und im Minimalismus, er unterwirft sich nicht dem Zeitgeist, sondern entwickelt seine Position über die Jahre beständig weiter und verteidigt sie bis heute. So gesehen ist seine konzeptuelle Arbeit solitär in der zeitgenössischen Malerei und verdient es, reflektiert zu werden, gerade in einer zunehmend oberflächlich werdenden Welt. Deshalb ist der Ausstellungstitel „reflections“ Programm und gleichzeitig Aufforderung, über die Arbeiten von Mark Harrington nachzudenken!
Andreas Stucken zur Ausstellung „reflections“ von Mark Harrington in der Neuen Galerie Landshut | 19. Juli bis 31. August 2025