Kuratorische Projekte

Andreas Stucken ist  zunehmend auch als Kurator für Ausstellungen / Projekte internationeler Künstler/-innen tätig. So kuratierte er 2025 die Ausstellungen "Hybrid Structures" des chinesischen Künstlers Tang Hui im Searching Art Center in Gulangyu, Fujian, China sowie "reflections" des amerikanischen Künstlers Mark Harrington in der Neuen Galerie Landshut.

Reflexion über Oberfläche | Die Bilder von Mark Harrington irritieren den Betrachter in seiner Sehgewohnheit und erschließen sich deshalb nicht auf den ersten Blick. Sie bestehen nicht nur aus einem Bildträger, in seinen neuesten Arbeiten fügt er gleich bis zu 4 davon zusammen, in unterschiedlichen Formaten und mit jeweils unterschiedlicher Leserichtung. Das verwendete Mal-Material ist Acryl auf Leinen, das auf eine gitterartige Unterkonstruktion aus Holz gespannt wird. Andere Arbeiten bestehen wiederum aus Acryl auf Karton. Demzufolge sprechen wir hier nicht nur von Bildern im herkömmlichen Sinn, sondern von Bildobjekten. Dies alles ist aber nur der äußere Anschein, der eine weitere Ebene verbirgt. Harrington malt nicht nur, er arbeitet sich im wahrsten Sinne körperlich an seinen Bilder ab. Die erkennbare Oberfläche besteht aus mehreren Schichten dick aufgetragener Farbe, die im feuchten Zustand mit speziell hergestellten Werkzeugen durchzogen werden. Pinsel werden von ihm nicht verwendet. Das Ergebnis ist der eingefrorene Prozessfortschritt in seinem Endzustand sowie Farboberflächen mit Linien, die bedürfen, ein zweites und drittes Mal angesehen zu werden, um ihre Schönheit vollständig zu begreifen. 


Mark Harrington wurde 1952 in Bakersfield, Kalifornien geboren. Kunsthistorisch zu verorten ist er in der Abstraktion und im Minimalismus, er unterwirft sich nicht dem Zeitgeist, sondern entwickelt seine Position über die Jahre beständig weiter und verteidigt sie bis heute. So gesehen ist seine konzeptuelle Arbeit solitär in der zeitgenössischen Malerei und verdient es, reflektiert zu werden, gerade in einer zunehmend oberflächlich werdenden Welt. Deshalb ist der Ausstellungstitel „reflections“ Programm und gleichzeitig Aufforderung, über die Arbeiten von Mark Harrington nachzudenken!


Andreas Stucken zur Ausstellung „reflections“ von Mark Harrington in der Neuen Galerie Landshut | 19. Juli bis 31. August 2025



Die Ausstellung von Tang Hui im Searching Art Center gliedert sich in verschiedene Werkgruppen. Neben realistisch erscheinenden Arbeiten sehen wir filigrane Strukturen in ungewöhnlichen Farben. Urbane Gebilde und pflanzliche Situationen verschmelzen zum Teil zu Mischwesen und erzeugen den Eindruck einer Welt, die wir so noch nie erblickt haben. Tang Hui, geboren 1968 in Wuhan, lehrt an der Zentralen Akademie der Schönen Künste in Peking. Er arbeitet seit über 30 Jahren bevorzugt mit Acryl auf Leinwand, eine bewusste Entscheidung, sie gibt seinen Bildern die von ihm gewünschte Helligkeit und Tiefe. Zentriert wird die Präsentation der Werkzyklen des Künstlers durch die raumhohe Skulptur „stellares aurelia“ in der Mitte des Gebäudes und komplettiert so dieses außergewöhnliche Kunsterlebnis in Xiamen. Die einzelnen Erzählstränge im Oeuvre Hui’s fügen sich somit zu einer hybriden Gesamtstruktur und ermöglichen es den Besuchern, ihren Weg durch die Ausstellung zu finden, Sehgewohnheiten neu zu definieren und der Phantasie freien Lauf zu lassen. | Tang Hui’s exhibition at Searching Art Center is divided into different groups of works. In addition to seemingly realistic works, we see filigree structures in unusual colors. Urban structures and plant situations sometimes merge into hybrid creatures and create the impression of a world that we have never seen before. Tang Hui, born in 1968 in Wuhan, teaches at the Central Academy of Fine Arts in Beijing. The presentation of the artist’s work cycles is centered by the floor-to-ceiling sculpture “stellares aurelia” in the middle of the building, thus completing this extraordinary art experience in Xiamen. The individual narrative strands in Hui’s oeuvre thus come together to form a hybrid overall structure, allowing visitors to find their way through the exhibition, redefine viewing habits and give free rein to their imagination. | Andreas Stucken, 2025.03.26.